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Gewaltschutzkonzept für Erstaufnahmeeinrichtungen

Humanitäre Hilfe und Gewaltfreiheit sollten in einer modernen Zivilisation eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Die Erfahrung zeigt aber ein anderes Bild, das vor allem in Ausnahmesituationen in Erscheinung tritt. Flucht vor Gewalt und Terror ist eine Ausnahmesituation und die Massenunterbringung in einem Aufnahmelager auch. Das gilt nicht nur für die betroffenen Menschen, die nach Monaten voller Entbehrungen und kaum nachvollziehbaren Schwierigkeiten und Problemen in einer fremden Stadt ankommen. Das gilt auch für die jeweilige Kommune, die mit einer völlig neuen Situation konfrontiert wird.

Dabei dürften die organisatorischen Aufgaben die kleinere Herausforderung sein, viel schwieriger ist der Umgang mit den Menschen, deren Sprache man nicht spricht und die Erlebnisse und Erfahrungen hinter sich haben, die für einen Europäer kaum vorstellbar sind. Vor diesem Hintergrund und ersten Erfahrungen im Erstaufnahmelager des Landes Hessen am Berliner Ring haben sich verschiedene Hilfsorganisationen und Interessengruppen in Bensheim zusammengetan und ein Gewaltschutzkonzept erarbeitet, das als Empfehlung und Grundlage für das geplante Container-Dorf in Bensheim gedacht ist. Aktuell ist dieses im Konzept des Landes zwar nur als Reserve im Bedarfsfall vorgesehen, doch das Gewaltschutzkonzept ist eine grundsätzliche Handlungsempfehlung und somit auch auf Gemeinschaftsunterkünfte übertragbar. Für die Mitwirkenden an der Konzepterstellung, unter anderen Christine Klein vom Netzwerk gegen Gewalt und Michelle Leist vom AK Frauen des Vereins „Welcome to Bensheim“, ist es daher Wunsch und Ziel, dass dieses Konzept nicht nur die Haltung der Stadt zum Thema Gewalt und Gewaltschutz widerspiegelt, sondern auch eine ansteckende Wirkung auf den Kreis hat.

Bei den erarbeiteten Empfehlungen wurden nicht nur die Frauen in den Blick genommen, die sowohl im Fluchtland als auch auf der Flucht und in den Massenunterkünften von Gewalt betroffen sein können. Auch Männer mit einer anderen sexuellen Ausrichtung können Opfer von Gewalt werden. Ursachen für mögliche Übergriffe können patriarchale Rollenbilder und die Bedingungen in den Unterkünften geflüchteter Menschen sein. Auf letzteres kann mit Hilfe von Handlungsempfehlungen Einfluss genommen werden. Sei es durch den regelmäßigen Austausch zwischen Camp-Leitung und Ehrenamtlichen, durch die Sensibilisierung des Personals für die besondere Problematik der traumatisierten Menschen oder durch die Bereitstellung von geschützten Räumlichkeiten, in denen sich Betroffene zurückziehen können, um nur einige der aufgestellten Mindestanforderungen zu nennen. Beim Security-Dienst sei zum Beispiel darauf zu achten, dass auch weibliches Personal im Einsatz ist.

Bei der Erstellung des Gewaltschutzkonzeptes musste das Rad nicht neu erfunden werden. Man konnte sich an einem vom Darmstädter Büro für Chancengleichheit aufgestellten Konzept orientieren und es mit eigenen Kriterien modifizieren. Die aus Sicherheitsgründen praktizierte Abschottung des Camps nach außen machte die Arbeit nicht leichter, da die Einschätzung der Situation nicht auf eigene Erfahrungen basieren konnte. Hilfreich war daher unter anderem der Kontakt zu Dr. Gerald Kunzelmann vom Regierungspräsidium Darmstadt, der verantwortlicher Ansprechpartner vor Ort für das Camp in Bensheim war.

„Menschen, die vor Gewalt fliehen mussten, sollen sich sicher fühlen können, wenn sie bei uns aufgenommen werden“, sieht auch Stadtrat Adil Oyan im Gewaltschutzkonzept eine wichtige Handlungsgrundlage für alle, die in die Betreuung von geflüchteten Menschen eingebunden sind. Dank sagte er allen Beteiligten, die nach mehreren Treffen und Gesprächen diese Empfehlungen erarbeitet hatten. Das waren Marion Huhn vom Frauenbüro der Stadt Bensheim, Andrea Schilling, Iris Tremel und Tina Rüger vom Frauenhaus Bergstraße, Christine Klein vom Netzwerk gegen Gewalt, Simone Meister vom Team Ordnung, Soziales und Integration bei der Stadt Bensheim, Steffen Brammer von pro familia, Michelle Leist vom Arbeitskreis Frauen im Verein Welcome to Bensheim und Claudia Groh von der Sozialbetreuung des DRK. Das Gewaltschutzkonzept ist hier einsehbar.