Preisverleihung: Gertrud-Eysoldt-Ring & Kurt-Hübner-Regiepreis
Der Gertrud-Eysoldt-Ring gilt als einer der bedeutendsten Theaterpreise im deutschsprachigen Raum und wird seit 1986 jährlich in Bensheim vergeben. Mit der Vergabe des „Gertrud-Eysoldt-Ringes“, einem mit 10.000 Euro dotierten Ehrenring, würdigen die Stadt Bensheim und die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste eine schauspielerische Leistung an einer deutschsprachigen Bühne. Erste Preisträgerin war Doris Schade, ihr folgten große Schauspielerinnen und Schauspieler, wie Klaus Maria Brandauer, Cornelia Froboess, Corinna Harfouch, Nina Hoss, Ulrich Mühe, Ulrich Matthes und Tobias Moretti. Der „Gertrud-Eysoldt-Ring“ geht auf ein Vermächtnis des Journalisten und Theaterkritikers Wilhelm Ringelband zurück, der bis zu seinem Tod in Bensheim lebte und in seinem Testament einen Schauspielerpreis mit dem Namen von Gertrud Eysoldt verfügte. Weitere Informationen auf der Website Stadtkultur Bensheim.
Der Gertrud-Eysoldt-Ring und der Kurt-Hübner-Regiepreis 2022 werden am 18. März 2023 um 18 Uhr im Parktheater Bensheim verliehen. Die anschließende Gala beginnt ab circa 20 Uhr im Bürgerhaus.
Die Kartenvergabe für die Preisverleihung und der Kartenverkauf für den Gala-Stehempfang finden am 25. Februar in der Tourist Information statt. Weitere Informationen
Gertrud-Eysoldt-Ring 2022 geht an Patrycia Ziólkowska und Alicia Aumüller – Marie Schleef erhält Kurt-Hübner-Regiepreis
2022 werden gleich zwei Schauspielerinnen mit dem Gertrud-Eysoldt-Ring ausgezeichnet: Für ihr Zusammenspiel in „Ödipus Tyrann“ von Sophokles in der Regie von Nicolas Stemann am Schauspielhaus Zürich erhalten Patrycia Ziólkowska und Alicia Aumüller den renommierten Theaterpreis. Der Kurt-Hübner-Regiepreis geht in diesem Jahr an Marie Schleef für ihre Inszenierung „Once I lived with a stranger“ am Schauspiel Köln. Das gaben die Stadt Bensheim und die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste am 2. Dezember 2022 bekannt.
Die aktuellen Preisträgerinnen 2022
Begründung der Jury
Die Jury bestehend aus Karin Henkel, André Jung und Jossi Wieler (Vorsitz) würdigen mit dem diesjährigen Gertrud-Eysoldt-Ring „zwei herausragende Schauspielerinnen und ein grandioses Zusammenspiel!“ In der Jury-Begründung heißt es: „Alicia Aumüller und Patrycia Ziólkowska spielen in ‚Ödipus Tyrann‘ sämtliche Rollen und gebannt schauen wir zu, wie lässig und dennoch ernsthaft, wie komisch und dennoch sensibel sie in diese hinein und aus ihnen wieder herausspringen. Virtuos ist es, wie sie als Spielerinnen zu Ödipus‘ Töchter werden, wie sie mal Chor oder Chorführer, wie sie Tiresias, Iokaste, Kreon, Bote, Diener und selbstverständlich auch Ödipus selber sind oder diese Figuren manchmal auch nur anskizzieren. Sie verkörpern sie in schlichten schwarzen Kleidern mit nur wenigen Accessoires auf einer schmalen Bühne vorm Eisernen Vorhang im Vertrauen auf den Text, auf die Geschichte, auf die Sprache. Und aufeinander!“
Weiter heben die JurorInnen hervor: „Wie modern die beiden Künstlerinnen gemeinsam die großen Themen dieses antiken Dramas spielend erzählen, berührt und begeistert sehr. Temporeich und direkt, changierend zwischen den Geschlechtern und keine Klischees bedienend, debattieren sie miteinander über Macht, Schuld und Recht. Fasziniert sind wir von einem Krimi, der intelligenter und nahbarer kaum erzählt werden kann. Das Geheimnis hinter dem mutigen Spiel von Alicia Aumüller und Patrycia Ziólkowska ist ihre Fähigkeit, sich gegenseitig zuzuhören, sich gegenseitig zu fordern, sich aber auch immer wieder zu bescheiden. Ihr Theater lebt von der künstlerischen Freiheit im Umgang miteinander.“
Der mit 5.000 Euro dotierte Kurt-Hübner-Regiepreis, der seit 1991 ebenfalls von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste in Bensheim verliehen wird, geht an die junge Regisseurin Marie Schleef für ihre neueste Arbeit am Schauspiel Köln „Once I lived with a stranger“. Jurorin Rita Thiele, ehemals Chefdramaturgin und stellvertretende Intendantin am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, wählte die Preisträgerin aus und schreibt: „Marie Schleef, 1990 in Göttingen geboren, inszeniert vorwiegend Texte von Autor*innen, darunter viele Ausgrabungen, die noch nie aufgeführt wurden, und arbeitet so, wie sie selbst formuliert, an einem eigenen weiblichen Theaterkanon. Entschieden und originell sind aber nicht nur ihre inhaltlichen Setzungen. In ihrer inszenatorischen Arbeit entwickelt sie klar strukturierte, eigenwillige Präsentationsformen und übersetzt die Innenwelten ihrer Protagonist*innen in magisch betörende, emotional dichte Bilder. Für ihr innovatives, eigenwilliges, mutiges und bildmächtiges Theater wird Marie Schleef mit dem diesjährigen Kurt-Hübner Preis ausgezeichnet.“
Alicia Aumüller
Alicia Aumüller, geboren 1983 in Salzburg, studierte an der Zürcher Hochschule der Künste und arbeitete im Rahmen ihres Studiums mit den Regisseurinnen und Regisseuren Stephan Müller, Heike Marianne Götze, Joachim Schlömer und Laura Huonker zusammen. Nach ihrer Ausbildung blieb sie in Zürich, wo sie als festes Ensemblemitglied am Theater Neumarkt engagiert war und in Inszenierungen von Barbara Weber, Rafael Sanchez sowie Roger Vontobel und Christoph Schlingensief zu sehen war. Anschließend ging sie ans Thalia Theater Hamburg, wo sie zunächst als Gast mit Jette Steckel arbeitete, bevor sie ab der Spielzeit 2013/2014 fest ins Ensemble eintrat. Dort spielte sie u.a. in Inszenierungen von Luk Perceval, Johan Simons, Jan Bosse und Sebastian Nübling und entwickelte zusammen mit der Regisseurin Johanna Louise Witt den Soloabend „Secondhandzeit“ nach dem Buch der Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch. Seit der Spielzeit 2019/2020 ist sie Ensemblemitglied am Schauspielhaus Zürich.
Patrycia Ziólkowska
Patrycia Ziólkowska, geboren 1979 in der Nähe von Warschau, erhielt ihre Ausbildung an der Westfälischen Schauspielschule Bochum. Engagements in Bochum, Hannover, Bonn, Köln, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, der Volksbühne und der Schaubühne in Berlin sowie bei den Salzburger Festspielen folgten. 2009-2016 Ensemblemitglied am Thalia Theater Hamburg, 2017-2020 am Schauspiel Frankfurt. Wichtige künstlerische Weggefährten sind u.a. Luk Perceval, Dimiter Gotscheff, Karin Beier, Fatih Akin und Nicolas Stemann. Für ihre Kriemhild in Hebbel’s „Nibelungen“, 2008 am Schauspiel Köln, Regie Karin Beier, wird Ziólkowska als Beste Hauptdarstellerin NRWs geehrt und für den Faust-Theaterpreis nominiert. Für ihre herausragende darstellerische Leistung in Nicolas Stemann’s „FaustI+II“ wird sie 2012 mit dem Rolf-Mares-Preis ausgezeichnet. Ulrich Rasches „Nestroy“ preisgekrönte „Perser“-Inszenierung führt sie 2018 wieder nach Salzburg. Sie spielte in vielen anspruchsvollen Film- und Fernsehproduktionen, wie „Auf der anderen Seite“, „Die Luft, die wir atmen“, „Solino“, „Spanische Grippe“, „Spätwerk“ und „The Cut“. Patrycia Ziólkowska arbeitet als Schauspielerin im europäischen Raum und lebt in Frankfurt am Main.
Marie Schleef
Marie Schleef, 1990 in Göttingen geboren, inszeniert vorwiegend Texte von Autorinnen und Autoren, darunter viele Ausgrabungen, die noch nie aufgeführt wurden, und arbeitet so, wie sie selbst formuliert, an einem eigenen weiblichen Theaterkanon. Entschieden und originell sind aber nicht nur ihre inhaltlichen Setzungen. In ihrer inszenatorischen Arbeit entwickelt sie klar strukturierte, eigenwillige Präsentationsformen und übersetzt die Innenwelten ihrer Protagonistinnen und Protagonisten in magisch betörende, emotional dichte Bilder.
Rückblick: Die Verleihung des Gertrud-Eysoldt-Rings & Kurt-Hübner-Regiepreises 2022
an das Schauspiel-Duo Alicia Aumüller und Patrycia Ziólkowska sowie Regisseurin Marie Schleef
Die große Theaterbühne zu Gast in Bensheim: Am Abend des 18. März 2023 wurde der Gertrud-Eysoldt-Ring an das Schauspiel-Duo Alicia Aumüller und Patrycia Ziólkowska verliehen. Marie Schleef erhielt den Kurt-Hübner-Regiepreis ... Many Congrats!
Bildnachweise: Gregor Ott / GVO MEDIA