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Fahne hissen und Brötchen verkaufen als Zeichen gegen Gewalt an Frauen

Es ist keine Praxis der westlichen Welt, aber infolge von Zuwanderung von Frauen und Mädchen aus Ländern, in denen die weibliche Genitalverstümmelung besonders verbreitet ist, ist die Thematik auch in Deutschland hochaktuell. So stieg die Zahl der Betroffenen in Deutschland in der Zeit von Ende 2014 bis Mitte 2016 um knapp 30 Prozent.

Laut einer Studie, die das Bundesfrauenministerium erstmals anlässlich des Internationalen Tages gegen weibliche Genitalverstümmelung am 6. Februar vorgestellt hat, leben in Deutschland knapp 50.000 betroffene Frauen. Zwischen 1500 und 5700 in Deutschland lebende Mädchen sind von Genitalverstümmelung bedroht. Die meisten in Deutschland betroffenen Frauen kommen aus Eritrea, Irak, Somalia, Ägypten und Äthiopien.

Vor diesem Hintergrund hat TERRE DES FEMMES ihren diesjährigen Aktionstag „Nein zu Gewalt an Frauen“ unter das Schwerpunktthema „Mädchen schützen! Weibliche Genitalverstümmelung gemeinsam überwinden!“ gestellt. Um das zu erreichen, fordert TERRE DES FEMMES unter anderem die weltweite Abschaffung von Genitalverstümmelung, Aufklärungs- und Bildungsprojekte in Ländern und Regionen mit hoher Akzeptanz dieser Praktiken, bundesweit spezialisierte Beratungsstellen und Hilfsangebote, für Betroffene kostenfreie medizinische und psychologische Nachbehandlung und verpflichtende U-Untersuchungen für alle Kinder, die auch die Genitalien umfassen.

Seit elf Jahren wird auch in Bensheim anlässlich des Aktionstages gegen Gewalt an Frauen die blaue Fahne mit der Botschaft „Frei leben ohne Gewalt“ am nördlichen Beauner Platz gehisst – unterstützt vom Bürgermeister, sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Magistrat und Kommunalpolitik. Für diese Unterstützung und das Engagement sagten bei der aktuellen Fahnenhissung Mareike Mischler und Andrea Schilling vom Frauenhaus Bergstraße herzlichen Dank. Zusammen mit Marion Huhn vom Frauenbüro der Stadt Bensheim organisieren sie alljährlich den Aktionstag.

Erstmals hatte sich in diesem Jahr auch die  Katholische Kirchengemeinde St. Georg beteiligt und an der Pfarrkirche ebenfalls eine Fahne gehisst. Dafür sagte Marion Huhn Pfarrer Catta ebenfalls Dank. Vor dem Hintergrund des Schwerpunktthemas machte die Frauenbeauftragte deutlich, dass man über den Tellerrand schauen müsse. In vielen Ländern der Welt müssten Frauen unglaubliches Leid ertragen und seien auf Unterstützung und Hilfe angewiesen. „Wir müssen hinschauen“, so Marion Huhn. Das war bereits zwei Tage vorher mit der Filmvorführung „Voice of Violence“ im Luxor-Filmpalast geschehen, in dem über die Gräueltaten an Frauen im Kongo berichtet wurde.

Aber auch in der zivilisierten westlichen Welt sind Frauen von Gewalt betroffen: laut einer europäischen Studie aus dem Jahr 2014 jede dritte Frau in Europa. Wie von Mareike Mischler und Andrea Schilling ausgeführt wurde, richtet sich in Beziehungen ausgeübte Gewalt zu 82 Prozent gegen Frauen. Es gibt aber ein nicht unerhebliches Dunkelfeld, da sich zwei Drittel der betroffenen Frauen keine Hilfe holen.

Auch Bürgermeister Rolf Richter war es ein wichtiges Anliegen, Stellung zu beziehen. Gewalt sei in jeder Form abzulehnen, da daraus nie etwas Positives oder Gutes folgen könne. "Das Thema Gewalt gegen Frauen hat eine internationale Seite und eine Dimension vor Ort. Wir müssen hier in Deutschland daran arbeiten, diese Thematik aus der Tabuzone herauszuholen", sagte Richter. Bei der Beteiligung an der Fahnenhissung beließ es der Rathauschef allerdings nicht. Am Samstagmorgen stellte er sich wie schon in den vergangenen zwei Jahren hinter die Theke der Weststadtbäckerei Jakob und packte Brötchen in die Tüten mit der Aufschrift „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte.  Die zwei Stunden im samstäglichen Hochbetrieb waren alles andere als eine ruhige Auszeit vom Verwaltungsjob: „Das ist ganz schön stressig, hat aber großen Spaß gemacht“, so Richter. Eine Feststellung, die Bäckereichefin Beate Jakob (l.) nur bestätigen kann.   psp