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Zukunftsorientiert die Vergangenheit bewahren

Das Archiv-Dreigestirn bestehend aus Ingrid Krämer-Wick, Claudia Sosniak und Daniela Druschel.

Bensheim | 29. Dezember 2022 Seit August 2022 komplettiert Ingrid Krämer-Wick das Team des Stadtarchivs Bensheim rund um Leiterin Claudia Sosniak und Stellvertretung Daniela Druschel. Das Dreigestirn ist für die anstehenden Zukunftsaufgaben des Archivs gerüstet – mit dem Ziel, den kompletten Bestand zu verzeichnen und das Findbuch der Öffentlichkeit digital zugänglich zu machen. Denn das „Gedächtnis der Stadt“ beherbergt zahlreiche historische Schätze und Dokumente. Sie geben Aufschluss über die Geschichte Bensheims und ihre Einwohnerinnen und Einwohner.

Wie serviceorientiert und benutzerfreundlich das Archiv ausgerichtet ist, zeigen die 1381 Benutzeranfragen, die alleine 2021 gestellt wurden. „Und es werden immer mehr“, freut sich Claudia Sosniak und ergänzt: „Unser Team ist mit vielen und vor allem vielfältigen Aufgaben beschäftigt. Doch erhalten wir eine Anfrage, lassen wir quasi erst mal alles stehen und liegen und widmen uns dem Anliegen unserer Nutzerinnen und Nutzer.“ Was das angeht, haben die vergangenen zwei Jahre während Corona eine kleine Welle der Ahnenforschung ausgelöst. Dabei „einfach ins Archiv kommen und im Bestand stöbern, ist natürlich nicht möglich“, erläutert Sosniak: „Wir recherchieren zunächst zum gestellten Thema oder Anliegen. Entweder kommen die Nutzerinnen und Nutzer dann zu uns ins Archiv und studieren in unserer Präsenzbibliothek das Material – während Corona war das natürlich nicht möglich – oder wir lassen ihnen unsere Rechercheergebnisse digital zukommen. Alles kostenlos“, betont Sosniak. Dabei werde als vordergründige Aufgabe laufend digitalisiert und verzeichnet – unter Zuhilfenahme des Archivprogramms AUGIAS, das seit 2021 im Bensheimer Archiv im Einsatz ist. Neben sämtlichen Urkunden und Nachlässen sind so bereits über 8000 Aktenbündel, sogenannte Faszikel, der Stadt Bensheim digital verzeichnet worden, um sie für kommende Generationen zu erhalten und nach Ablauf einer Sperrfrist für Interessierte zugänglich zu machen. Die Erfassung und Bewertung, die Erhaltung und Erschließung sowie Verwahrung und Nutzbarmachung von analogen und digitalen Archivalien nach dem Hessischen Archivgesetz ist Kernaufgabe des Stadtarchivs. Ein erklärtes Ziel ist es dabei, in zwei bis drei Jahren eine Suchmaschine für Recherchen im Bensheimer Bestand eingerichtet zu haben. Dabei handelt es sich um zahlreiche Urkunden aus Mittelalter und Neuzeit, zur Bensheimer Geschichte im 20. und 21. Jahrhundert und um Urkunden mit den Partnerstädten. Etwa 37 Meter Amtsbücher aus 22 Abteilungen und mehrere Hundert Meter laufende Akten sind als Überlieferung der Stadt Bensheim und der eingemeindeten Ortsteile im Archivbestand zu finden. Deposita, unter anderem des Architekten Heinrich Metzendorf und des Theaterkritikers Wilhelm Ringelband enthalten allein circa 1000 Pläne und Risse beziehungsweise 25 laufende Meter, die Sammlung Gertrud Eysoldt betreffend. 5000 Plakate, 10.000 Bilder und Fotos und ein digitales Bildarchiv, das aus 67.200 Fotos besteht, warten darauf, von der Öffentlichkeit entdeckt zu werden.
Ausgangspunkt für die Digitalisierung sind die sogenannten Findbücher vor allem von Richard Matthes (aufgestellt 1963 bis 1965) und Diether Blüm (aufgestellt 1982 bis 1987). In diesem schriftlichen Verzeichnis von Archivalien hat der Archivar Blüm mit seinen handschriftlichen Anmerkungen wertvolle Spuren hinterlassen, die beim Team heute nicht selten ein Schmunzeln auslösen. So kommentierte er angeblich illegal angeschaffte Heringe, die sich als Geschenk eines einquartierten Soldaten entpuppten, mit: „Hahaha! Diether Blüm“. Oder er merkte bei der Anfrage an den damaligen Kreisrat Ruding zwecks unbürokratische Abwicklung von Spenden an, dass dieser sich wegen 180 Gulden „allerdings bald in die Hose gemacht“ hatte. Hier ließen sich zahlreiche weitere „Lieblingskommentare“ von Claudia Sosniak anführen, die als Leiterin des Bensheimer Stadtarchivs ihr Hobby zum Beruf gemacht hat. Der eigentliche Plan eines Geschichtsstudiums war einer kaufmännischen Ausbildung gewichen. Als Nutzerin des Archivs und als Teil der Hochstädter Stadtteildokumentation war sie mit den Begebenheiten vor Ort bestens vertraut. Nach Fortbildungen am Marburger Staatsarchiv erfolgte 2016 der berufliche Quereinstieg beim städtischen Archiv, dessen Leitung Sosniak im Mai 2022 übernahm. Als Teamleitung obliegt ihr die Koordination mit der städtischen EDV und der derzeit laufenden Umbaumaßnahmen, was die Sanierung des Magazins und die Ertüchtigung der Decke angeht. Denn die Räumlichkeiten im ehemaligen Postamt aus Archivsicht zukunftstauglich zu machen, ist eine der vielen Herausforderungen. Hinzu kommt, dass aktuell Zweidrittel der Archivalien ausgelagert sind. Diese müssen peu à peu wieder zusammengeführt werden, nachdem sie wegen Schimmelbefalls 2018 zunächst in Leipzig durch das „Zentrum für Bucherhaltung“ fachgemäß gereinigt wurden und nun in Bensheim im Telekom-Gebäude und im Gebäudekomplex am Bahnhof ausgelagert sind.
Auch wenn das Team prinzipiell so aufgestellt ist, für jede einspringen zu können und alle anfallenden Aufgaben zu übernehmen, hat sich das Dreigespann jeweils Aufgabenschwerpunkte gesetzt. So ist Daniela Druschel, stellevertretende Archiv-Leitung, für die Nachlässe von Privatpersonen zuständig. Nach dem Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Politikwissenschaft in Frankfurt, Paris und Trier war sie im Bereich Public History tätig –  für eine Geschichtsagentur, die für Unternehmen die eigene Geschichte aufarbeitet und beim Aufbau eines Firmenarchivs unterstützt. Seit 2020 ergänzt sie das Bensheimer Archiv-Team mit ihrem Wissen und freut sich jedes Mal, wenn die Recherche im Archivbestand zum Erfolg führt: „Erst kürzlich konnten wir mit dem Fotoalbum aus einem privaten Nachlass einen Wissenschaftler der Technischen Universität Darmstadt unterstützen“, erläutert Druschel und fährt fort: „Der Vorlass oder Nachlass von Privatpersonen, die zeitlebens sammeln und dokumentieren, sind für das Archiv eine echte Bestandsbereicherung.“
Eine mindestens so umfangreiche, vielfältige und spannende Aufgabe ist die Digitalisierung des Bergsträßer Anzeigers. Er deckt mit seinen Vorgängerausgaben einen Zeitraum von 1840 bis heute ab. Hierfür verantwortlich zeichnet die Dritte im Bunde, Ingrid Krämer-Wick. Nach ihrem Studium der Politikwissenschaft, Zeitgeschichte und Anglistik an der Universität Mannheim war sie unter anderem als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundestagsabgeordnetenbüro und im Bereich politische Organisationen tätig. Als Nutzerin von Archiven ist sie ebenfalls bestens mit der Materie vertraut. Seit August 2022 rundet sie das Team in Bensheim ab und widmet sich seitdem unter anderem dem BA, dessen Ausgaben sie bereits bis 1890 digital erfasst hat: „Ein bisschen Arbeit liegt also noch vor mir. Der BA ist für uns als Quelle sehr wichtig. Denn die Zeitung bildet das gesamte politische, kulturelle und gesellschaftliche Leben Bensheims der vergangenen zwei Jahrhunderte ab“, so Krämer-Wick, die auch für die Digitalisierung der Mikrofilm- und Mikrofichebestände von Amtsbüchern, Meldeunterlagen, Dias, Filmen und vielem mehr verantwortlich ist.

Die Liste an Aufgaben, mit denen das Archiv-Team betraut ist, ließe sich endlos fortführen. Dabei Kolleginnen an der Seite zu haben, auf die sich Claudia Sosniak zu 100 Prozent verlassen kann, ist für die gebürtige Rheinländerin unersetzlich: „Unsere Arbeit greift Hand in Hand – wir ergänzen uns hervorragend. Ich bin sehr glücklich, ein so gutes Team an meiner Seite zu haben“, fasst Sosniak mit einem Lächeln zusammen.